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Literaturherbst 2012

Michael Kaeuffer und Stefan Barcsay, Der Kleine Hobbit

Lesung mit Musik
20.10. um 20 Uhr, Evangelischen Apostelkirche

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Rätsel im Dunkeln der Apostelkirche

Die evangelische Apostelkirche gleicht einer dunklen Höhle. Dort erwacht der von den Goblins überfallene Bilbo nach tiefer Bewusstlosigkeit. Die Besucher, die im Rahmen des Literaturherbstes bei diesem Abenteuer des „kleinen Hobbit“, einem Klassiker der Fantasieliteratur von J. R. R. Tolkien, dabei sind, hören sehr aufmerksam zu. Denn Sprecher Michael Kaeuffer und Gitarrist Stefan Barcsay entführen sie mit fesselnder Erzählung und Klangeffekten hinein in die im Halbdunkel knisternde Spannung.
Wer bisher noch nicht wusste, was ein Hobbit ist, wurde von Michael Kaeuffer kurz aufgeklärt: „Diese ursprünglich dem Roman „Herr der Ringe“ entstammenden menschenähnlichen Wesen sind kleiner als Zwerge und haben wollig behaarte Füße mit weichen Sohlen. Sie tragen gern bunte Kleidung, essen oft und viel und halten rein gar nichts von Abenteuern.“ Allein diese Beschreibung machte den armen kleinen Hobbit, der sich mutig aufraffte, ganz sympathisch. Im Kapitel „Rätsel im Dunkeln“ machte er sich auf die Suche nach einem Höhlenausgang. Ganz zufällig ertastete er einen Ring und steckte ihn ein. Mit seinem Schwert voran erreichte Bilbo einen Untergrundsee, in dem die Kreatur Gollum nach etwas Fressbarem lauerte.
Mit treffend imitierten Schluckgeräuschen brachte Erzähler Michael Kaeuffer den Zuhörern das feucht-klitschige Ungetüm fast zum Greifen nahe. Die von Stefan Barcsay als Meister auf seiner Gitarre erzeugte Lautmalerei verdeutlichte die furchterregende Situation und steuerte zum anstehenden Rätselspiel knisternde Spannung bei: Falls Gollum gewinnt, darf er den Hobbit essen. Wenn er allerdings verliert, muss er ihm den Weg in die Freiheit zeigen. Auch für die Kirchenbesucher waren die einzelnen Rätsel nicht gerade einfach. Sie atmeten auf, als Bilbo letztendlich doch noch als Sieger hervorging. Gleichzeitig konnten sie erahnen, dass der hinterlistige Gollum etwas Schreckliches plante: Mit seinem versteckten Zauberring wollte er sich unsichtbar machen und den kleinen Hobbit fressen. Doch glücklicherweise steckt der Ring in der Tasche von Bilbo, der die Zauberkraft gerade im richtigen Moment erkannte und sich in Si-cherheit bringen konnte. Mit meisterhafter Stimmakrobatik machte Michael Kaeuffer die von Schmatzen und Fluchen begleitete Verfolgungsjagd des Tümpel-Ungeheuers erlebbar.
Es war atemberaubend spannend. Akustisch waren die Zuhörer auch mit dabei, als Bilbo mit all seinem Mut über die bedrohliche Kreatur hinwegsprang. Aber auch die Momente, in denen sich der kleine Hobbit an den Wachen der Goblins vorbei durch das Tor zur Freiheit zwängte und seine Jackenknöpfe durch die Luft flogen, waren atemberaubend spannend. Der anhaltende Applaus der Besucher galt nicht nur dem guten Ende der Erzählung, sondern vor allem den beiden Akteuren, die sich gegenseitig übertroffen hatten.

Claudia Bader in den Mittelschwäbischen Nachrichten vom 25.10.2012